Die Hugenotten auf Reisen


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- AIDA Kanaren 2015

 

NOVEMBER 2015

 

Schön, meine Frau hat einen Flug ab Baden Airpark gefunden. Sitzplatz am Notausgang. Geil für meine langen Haxen. 

 


40 Minuten Anfahrt, 5 Minuten Einchecken, ein Milchkaffee und eine Leibesvisitation später stehen wir im Flughafenbus und stehen und stehen und stehen.......

Nach zehn Minuten bei offenen Türen, kalten Temperaturen und leichtem Gemurre der Reisewilligen kommt gemächlich der Busfahrer mit dem lapidaren Kommentar  "Ich nix gehört" angeschlendert.

Das 50+ Publikum quittiert den Spruch mit lautem Gelächter.

Hoffentlich findet er den richtigen Flieger, denke ich mir. 3 stehen auf dem Rollfeld. Die Chancen betragen also 33% dass er weiß, wohin er muss.

Er hat es gefunden und wir sitzen darin. Das Flugzeug wird noch enteist und dann geht es auf die Reise.

Mit einer halbstündigen Verspätung heben wir ab. Kurz vor dem Einschlafen werden wir durch eine Lautsprecheransage und das Anpreisen eines aufblasbaren Nackenhörnchens für 3.-€ aufgeschreckt.

Mit Schlafen ist hier sowieso nichts. Nach weiteren 20 Minuten startet der nächste Lautsprecherwerbeblock für die Getränke und Mahlzeiten an Bord. Alles ist kostenpflichtig, es sei denn auf der Bordkarte ist das Essen, laut Steward "inkludiert". Wörter gibt's?

Zeitschriften gibt's? Mein Sitznachbar hat sich Lektüre mitgebracht. "Sauen" heißt seine Zeitschrift. Alle Wildscheine der Welt werden darin vorgestellt. Die aggressive Karpatensau ist auch dabei. Was dem Einen der Playboy, ist dem anderen die Sauen. Oder sind das auch Sauen im Playboy? Zweibeinige?

Der Beitrag "Grunz im Glück" den mein Sitznachbar gerade mit Vergnügen in der Sauen liest, hätte wohl auch im Playboy stehen können.

"DingDong". Der nächste Werbeblock hämmert aus den Lautsprechern.

Zuerst werden die Sonderangebote durchgesagt. Dann folgen die hochwertigen Artikel. Die Kaffeefahrten lassen grüßen.

Langweilig wird's hier nicht.

So, weiter geht's mit dem Zigaretten und Kosmetikverkauf. Ich wundere mich. Der Umsatz ist gut bei Reisenden der Kategorie 50+.

Ich finde es gut, dass alles extra kostet. Es reduziert den Ticketpreis und die Leute kaufen nur das, was sie auch wirklich verbrauchen, zumindest beim Essen und Trinken. Oder aus lauter Protest, dass es extra kostet verweigern sie jegliche Nahrungs- und Getränkeaufnahme.

Das Personal ist natürlich mächtig am Rennen. Mein Gott, in meiner Kindheit waren die Stewardessen mehrsprachig und einfach nur schön. Sie residierten mit ihrer Schönheit während des Fluges oft stundenlang auf einem Sitz bis ein Millionär oder ein Film oder Fernsehstar Ihnen einen Heiratsantrag machte und wenn es für die Schönheiten ganz gut lief, sie vom Flugzeug direkt auf die Titelseite einschlägiger Gazetten wechselten.

 

DingDong. Jetzt gibt's Handysimkarten zu kaufen. Kein Verkaufsschlager bei 50+. Falsche Zielgruppe. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin auch 50+ und kann auch nicht allzu viel mit der modernen Technik anfangen.

 

Gelandet. Der Transfer vom Flughafen zur AIDA funktioniert reibungslos und sehr flott. Eine kurze Kontrolle am Schiffseingang und los kann‘s gehen.

In unserer Kabine steht eine Flasche Champagner bereit und eine Einladung ins Buffalo Steakrestaurant.

 

Das Steak ist leider nicht saftig und man sieht auch warum, denn man kann den Köchen zuschauen. Es sind junge Asiaten und sie haben mit dem Thermometer so oft ins Fleisch gestochen, dass anscheinend der ganze Saft ausgelaufen ist.

Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung, die jeder ausnahmslos mitmachen muss, ist für uns der Tag zu Ende.

Auf die angesagte Poolparty verzichten wir.


Montag, Seetag.

Heute Nacht war hoher Wellengang und das Schiff hat mächtig geknirscht. Die Wellen sind teilweise brutal an das Schiff gedonnert und haben dieses anständig durchgeschüttelt.

Wir haben uns relativ schnell daran gewöhnt und trotzdem einigermaßen gut geschlafen.

Das Frühstück nehmen wir im Buffalo Steakhouse zu uns. Dort wird man bedient.

Toll, die Sonne scheint. Im November ist das auch auf den Kanarischen Inseln nicht unbedingt die Normalität. Wir haben eine schöne Terrasse auf der Schiffsbackbordseite und nutzen diese sofort aus. Heute ist Seetag und da bietet sich Faulenzen an. Ich habe mir noch eine Massage für 15.30 Uhr gebucht und bis dahin laden wir in der Sonne unser Vitamin D Depot auf.

Am Nachmittag essen wir im Marktrestaurant und am Abend im Bella Donna. Ich habe es schon verschiedentlich gehört und muss es nun leider auch bestätigen. Das Niveau in den Restaurants hat nachgelassen.

Nach dem Essen gehen wir ins Theater. Dort werden die Künstler vorgestellt und singen jeweils ihren Lieblingssong.

Das fand ich hervorragend gemacht. Wirklich sehr gute Sänger, die hier am Start waren.

Das Entertainment ist mir persönlich wichtiger als das Essen. Das Essen ist ja jetzt nicht schlecht aber eben kein Highlight mehr wie in den Anfangszeiten.

Bestätigt bekommen wir unseren Eindruck von einem älteren Ehepaar, das wir am Abend im Theater treffen und das schon auf den verschiedensten Schiffen unterwegs war. Ganz nette Leute, denen es aber auch auf „der etwas einfacheren AIDA“ gut gefällt.

Dienstag, Madeira

Am nächsten Morgen werden wir durch laute Motorgeräusche und eine starke Vibration geweckt. Als wir auf die Terrasse gehen, haben wir das schöne Lichterpanorama von Madeira vor uns.

Wir müssen heute früh beim Frühstück erscheinen, denn um 9.30 Uhr wollen wir mit dem Chefkoch vom Rossinirestaurant auf Einkaufstour in die Markthallen gehen.

Auf der Hinfahrt im Großraumtaxi sitzen zwei Frauen dabei. In einem Nebensatz erwähnt die Eine, dass sie bereits 16 Mal mit der AIDA unterwegs war.

Boa, das wirkt. Aber nur bei uns.

Ihr Gegenüber kontert, dass sie bereits zum 20.Mal fährt und Besitzerin der goldenen Karte sei. Womm, das sitzt. Die Schlacht ist eröffnet. Jetzt hauen sie sich gegenseitig die einzelnen Reisen um die Ohren. Lustig.

Wir waren ja im April bereits auf Madeira und ebenfalls in den Markthallen.

Aber heute ist nun ein gewaltiger Unterschied zum Aprilbesuch.

Die Händler kennen Ralf Fischer, den Koch vom Gourmetrestaurant bestens und begrüßen uns natürlich mit tollen Kostproben ihrer Waren.

Auf Madeira gibt es die unglaublichsten Kreuzungen von Obstsorten, Gemüsen und Beidem. Wir probieren mindestens 30 Früchte, die uns bisher kein Begriff waren, z.B. Eine Ananasbanane, oder eine Kreuzung aus Apfel, Birne und Kohlrabi, Tomatenmaracuja usw.

Die Ananasbanane schmeckt gut, die Tomatenmaracuja hätte man nicht kreieren müssen.

Auch eine sauscharfe Chili teste ich. Hölle ist die scharf.

Ich war der einzige Blöde, der voll reingebissen hat. Mir kommen die Tränen.

Der einzige Vorteil an der Sache besteht darin, dass ich jetzt von dem Markthändler zahlreiche Früchte bekomme, um die Schärfe zu mildern.

Weiter geht’s.

Auf dem Fischmarkt lernen wir, worauf man beim Kauf der Fische unbedingt achten muss um frische Fische zu bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Abschluß trinken wir gemeinsam noch einen Kaffee in dem Restaurant, das oben in der Halle ist.

Ralf und die anderen Teilnehmer verabschieden sich. Sie fahren zurück zum Schiff. Wir schlendern noch durch Funchal und wollen noch die schönen Plätze besuchen, die wir bereits im April gemütlich fanden.

18.30 Uhr, vorm Rossini, Teil 2 unseres Ausfluges beginnt.

Ralf Fischer holt uns ab und lässt uns zu den Tischen bringen. Ja, Tische im Plural.

Eigentlich hatten wir erwartet, dass wir gemeinsam an einem Tisch sitzen werden. Das hätte auch ganz gut gepasst. Wir verstehen uns alle ganz gut.

Auch die Eigner der goldenen und der grünen Aidakarte sind ganz nett.

Aber in dem edlen Restaurant werden keine Tische zusammen geschoben. Die Anordnung der Tische lässt es auch nicht wirklich zu.

Andererseits, wenn sich die Teilnehmer nicht so gut verstehen, ist es so vielleicht auch besser.

Alles schmeckt hervorragend, insbesondere der Degenfisch, den Ralf professionell ausgesucht hat.

Das Dessert wird für alle Restaurantbesucher auf dem Pooldeck serviert. So kann man sich doch noch versammeln und die Einkaufstour Revue passieren lassen.

 

Mittwoch, Seetag.

Frühstück, Faulenzen, Mittagessen, Massage, 7-Gänge  Romantikdinner im Rossini (wir haben Gefallen daran gefunden), Theater, Bar, Tanzbein, Bett.

Donnerstag:

Wir haben einen Nachmittagsausflug gebucht. 4 Stunden, der Norden von Lanzarote. Lanzarote ist eine karge Insel, furztrocken, mit kleinen Dörfern in Weiß.

Interessant scheint mir nur die Kunst von Césare Manrique. Er hat ein paar Kunstwerke und architektonische Highlights geschaffen, die es sich unbedingt lohnt anzuschauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Reiseführer ist ein "Lanzarotianer" dessen deutsche Aussprache schwer verständlich ist.

Er spricht ungefähr sowie Jorge Gonzales von Let‘s Dance.

Nach unserer Rückkehr nehmen wir noch einen Drink in der AIDA Bar. Dort findet gerade ein Tanzkurs für Tangointeressierte statt. Meine Frau findet, dass hier Tanzlegastheniker am Werk sind.

Gemein? Nein, die Wahrheit.

Wahrscheinlich melden sich zu so einem Kurs nur diejenigen an, die gerne so tanzen würden, wie diejenigen, die das entsprechende Talent haben. Nur, sie haben es halt nicht.

Alles ist super lustig, vor allem nachdem ich den Long Island ICE Tea getrunken habe. Ich habe in den letzten Tagen bereits 5 verschiedene Longdrinks getestet und der heutige besteht unter anderem aus 5 verschiedenen alkoholischen Getränken.

Meine Frau hatte mich davor gewarnt. Doch jetzt ist es zu spät.

Die Ingredienzien hatten ihre Wirkung entfaltet, übrigens auch bei dem etwas harmloseren Drink von meiner Frau und somit war alles nur noch lustig, was sich da auf der Tanzfläche abspielte.

Zurück zum Thema Talent. Egal, dabei sein ist alles, Spaß muss es machen und den Tänzern gefällt es auf jeden Fall. Aber gefallen tut‘s auch uns Zuschauern.

Was machen alte Leute am Abend?

Jaaa genau, Bingo spielen.

Der Jackpot steht bei 2000.- €.

Wir holen uns 3 Scheine und testen unser Glück. Tja, leider keins gehabt. Der Jackpot bleibt stehen, aber eine Spielerin gewinnt immerhin 630.-€. Schön für ihre Urlaubskasse.

An Deck steigt noch eine Riesenparty. Es werden heute Abend 1000 Leute gesucht, die den Helene Fischer Klassiker "Atemlos" singen. Nix für uns.

Freitag: Las Palmas, die grüne Insel:



Wir haben den Ausflug "Insel des Tabaks" gebucht.

Wenn man Manfred, einen ausgewanderten Würzburger als Reiseleiter bekommt macht der Ausflug Spaß und ist sehr informativ. Zunächst gibt es eine Führung durch Santa Cruz, danach geht es weiter zu schönen Aussichtspunkten und letztlich zu zwei Familienbetrieben, in denen Tabak angebaut und zu Zigarren verarbeitet wird. Hier kann man zum Vorzugspreis Zigarren erstehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich rauche ja nicht, aber mich interessiert, ob man als Laie einen Unterschied zwischen den verschiedenen Zigarren bemerkt.

Ich kaufe mir 5 Longfiller. Diese Zigarren bestehen im Inneren aus ganzen Tabakblättern und sollen die qualitativ hochwertigeren Zigarren sein. Mal sehen.

Eine lustige Begebenheit hat Manfred, der Reiseleiter zum Besten gegeben als wir über einen Kreisverkehr gefahren sind.

Vor ca. 14 Jahren wurde dieser Kreisverkehr gebaut und es war der erste Kreisel von Palma.

Im Rathaus entstand eine Diskussion über die Gefährlichkeit eines Kreisels.

Der Präsident des Roten Kreuzes forderte eine Bereitschaft direkt neben dem Kreisel. Es wurde tatsächlich eine Station errichtet, in der Sanitäter bereit waren, die zahlreichen Unfallopfer zu versorgen.

Der einzige Unfall der sich dann ereignete, wurde am ersten Tag der Eröffnung verursacht und zwar ausgerechnet vom Präsidenten des Roten Kreuzes.

3 Monate später wurde die Station, mangels Unfällen, geschlossen und das Gebäude steht seither leer.

Überhaupt scheinen im Stadtrat einige verkehrstechnische Granaten zu sitzen.

So wurde einmal beschlossen, ein im Sommer stets ausgetrocknetes Flussbett als Parkplatz zu nutzen. Gleich im folgenden Jahr ist der Regen zwei Monate früher gekommen und 25 Autos wurden ins Meer gespült. Wenigstens war man danach so einsichtig die Idee wieder einzumotten.

Am Abend lassen wir uns noch einmal von der Kochkunst von Ralf Fischer verführen.

Auf Deck 12 in der Anytimebar serviert er kleine Häppchen mit Champagner, während der Kapitän das Schiff langsam aufs Meer gleiten lässt. Danach gibt es im Rossinirestaurant wieder ein hervorragendes Menü.

 

Samstag, letzter Reisetag.

Wir sind auf Teneriffa. Sofort nach dem Anlegen werden Unmengen von leeren Paletten entladen. 4 große Container stehen schon bereit, deren Waren gleich im Bauch der AIDA verschwinden werden.

Doch zuerst kommt eine Kiste mit Kaffee und Häppchen für die Arbeiter nach draußen. Da läuft doch alles gleich ein bisschen flotter, oder?

Wir machen den Ausflug: „La Laguna und Weinprobe“ mit.

La Laguna ist die alte Hauptstadt von Teneriffa mit schönen, alten Häusern und zahlreichen alten Klöstern.

Die Weinprobe findet in Taragona statt. Wir besuchen eine alte Bodega, in der wir verschiedene Weinsorten und ein paar Tapas serviert bekommen.

 

Es ist hier sehr urig. Auf Regalen an der Wand sind Tausende alter Weinflaschen aufgestellt, mit dickem Staub und Spinnennetzen überzogen.

Auch ein paar Pfälzer sind dabei. Der Wein, den man uns hinstellt ist ganz o. K.  Von den Tapas wird man satt.

Nach einer Stunde fahren wir zum Schiff zurück.

Sonntag:  Abreise 

Eine Reise, bei der wir unbedingt die Sonne auf unsere Haut scheinen lassen wollten, dies aber nur an einem Tag machen konnten, geht zu Ende.

Schön war’s trotzdem.

Tschüss AIDA, bis nächstes Frühjahr und hoffentlich viel Sonnenschein.