Die Hugenotten auf Reisen


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- Lyon 7/2012

 

 
Freitag der 13.
"Und weiter, glaubst du an so etwas?"
"Natürlich nicht, ich wollte es nur mal erwähnt haben. Heute ist Freitag der 13. 
Hoffentlich passiert nichts"
"Das ist ein Tag wie jeder andere", laut Heike.
 
Wir fahren für zwei Tage nach Lyon. Einfach so. 
Mal ausspannen, den Kopf frei machen, etwas anderes sehen.
Vielleicht gut essen, eine Ausstellung besuchen. 
Es ist französischer Nationalfeiertag. Der 14. Juli.
Nein, ausnahmsweise feiern die Franzosen einmal nicht einen Sieg über die Deutschen.
Er erinnert einerseits an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 und andererseits 
an das Föderationsfest (Fête de la Fédération) 1790, das sich aber auf den Volksaufstand 
im Vorjahr bezog. 
Ich frage mich sowieso, ob uns die Franzosen überhaupt so oft besiegt haben, wie sie die 
Siege über uns feiern?
Könnten sich mal so langsam etwas anderes einfallen lassen. Jetzt im Vereinten Europa 
schickt sich das doch nicht mehr. Wir haben ja auch einige Male gesiegt, im Laufe der 
Jahrhunderte und keiner kommt hier auf die Idee zu feiern, nur weil wir gelegentlich gewonnen 
haben.
Oder müssen wir uns die Franzosen mal wieder zur Brust nehmen? Es müssen ja keine Knarren sein,
mit denen wir das tun. Wirtschaftlich vielleicht? Sollen ja ziemlich in Schulden stecken, 
die Wackes. 
Die DDR haben wir ja auch aufgekauft. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit den Franzosen. 
Das wäre echt mal ein dicker Fisch.
Leider müssten wir vorher aber noch die Portugiesen, die Spanier und die Italiener übernehmen. 
Denen steht das Wasser noch viel mehr bis zum Hals. Die sind kurz vorm ersaufen.
Also kommt's zum Schluss dann wieder so, wie es schon mehrmals in der deutschen Geschichte 
passierte.
Wir Deutschen werden uns wieder überheben.
Die Engländer und die Amis reiben sich dann die Hände. 
Unsere Anführer erzählen uns mal wieder, dass der Schnee schwarz ist. Die meisten bei uns 
glauben es auch wieder, man muss es ihnen halt nur oft genug eintrichtern.
Wir werden dieses Mal zwar nicht gleich die ganze Welt übernehmen. Aber Europa ist auch 
nicht zu verachten. Inklusive der Franzosen. Und dann ist es vorbei mit feiern. Von wegen, 
die Deutschen besiegt.
Damit ist dann endlich Schluss. Dann wird der Tag der europäischen Einheit eingeführt, 
gleich nach dem Tag der deutschen Einheit.
Feierlichkeiten zum Sieg über die Deutschen oder zum Sturm auf die Bastille? Schluss mit 
Festlichkeiten zu Kampf und Gewalt. 
Deutsche Einheit, europäische Einheit, oder wie wäre es mit etwas religiösem? Das hört sich 
doch viel besser an. 
Für so etwas lohnt es sich viel eher einen Feiertag auszurufen.
Gemetzel und Blutvergießen, da ist mir nicht zum Feiern zumute.
Alles natürlich nur unter der Voraussetzung, dass uns Germanen nicht vorher das Geld ausgeht 
und wir letztendlich wieder einmal als Verlierer und ohne den Endsieg dastehen, von dem einige 
in unserem Land anscheinend wieder träumen.
 
Aber bitte, was soll das? Jetzt mal wieder zur Wirklichkeit zurück.
Freitag der 13. Das ist die Realität.
Für das Nachbargleis wird eine Verspätung angekündigt. Nichts Außergewöhnliches für die 
Deutsche Bahn. Obwohl kein Staatsbetrieb mehr, sondern eine Aktiengesellschaft, konnte man 
dieses Problem noch immer nicht in den Griff bekommen.
Außergewöhnlich ist allerdings heute die Begründung für die Verspätung: "...halbe Stunde 
Verspätung, aufgrund polizeilicher Ermittlungen."
Der Spruch gefällt der Sprecherin offensichtlich so gut, dass sie ihn alle paar Minuten in 
die wartende Menge posaunt.
Ich frage mich, gegen wen hier ermittelt wird. Das Personal, die Fahrgäste oder gar gegen den Zug?

Hat es einem hohen Tier in der polizeilichen Führungsriege missfallen, immer wieder mit Verspätung 
ans Ziel zu kommen? Es wurde auch endlich Zeit, dass sich jemand diesem Schlendrian 
angenommen hat.
In Karlsruhe steigen wir in den TGV, diesen französischen Superzug. Mit dem haben uns die 
Franzosen ja schon mal wieder besiegt. 
Mehr ausgebaute Streckenkilometer. Größere Höchstgeschwindigkeit. Mehr Komfort.
Gleich werden wir es selbst erleben.
Pünktlich, 15:11 Uhr fährt der doppelstöckige Zug auf Gleis 1 ein.
Das ist schon mal nicht schlecht.
Wir haben 1. Klasse gebucht. Auch alles ganz ok. Die Sitze sind gemütlich, die Tische praktisch und 
genug Platz für meine langen Haxen ist auch vorhanden.
Los geht’s. Doch was ist jetzt los? Schnell ist etwas anderes. Bis Straßburg trödeln wir dahin.
Dann wird es eben nach Straßburg umso flotter voran gehen, denke ich mir.
Falsch gedacht. In Straßburg geht erst mal nichts mehr. Wir stehen, 10 Minuten, 20 Minuten, 
schließlich ist rund eine halbe Stunde verloren..
Ach so, was war los? 
Probleme mit dem Motor, hat man uns gemeldet. Als die Klimaanlage nicht mehr arbeitete, hab ich 
mir schon so etwas gedacht. 
Doch dann fahren wir doch noch weiter. Hoffentlich bleiben wir nicht irgendwo in der Pampa stehen, 
denke ich mir.
Stehen bleiben wir gelegentlich. Außerplanmäßig, wie's so schön heißt.
Einmal sogar wieder rund eine halbe Stunde lang. Dieses Mal liegt es nicht an uns, beruhigt der 
Zugsprecher. Ein TGV vor uns ist liegen geblieben.
Was fährt hier eigentlich herum?
Sind wir hier in Timbuktu oder in der Grande Nation?
In der Formel eins zählen die Renault immer zu den besten Rennern und im Alltag lassen die 
Franzosen so einen Schrott auf die Schienen.
Ich rege mich jetzt nicht mehr auf. Das schöne Abendessen im angeblich guten Hotelrestaurant 
können wir uns abschminken.
Dann wird eben etwas im Zugrestaurant gefuttert.
Boah, so ein Fraß. Man könnte sich doch wenigstens am Bahnhof mit frischen, belegten Brötchen 
versorgen, wenn man nicht in der Lage ist, im Zug etwas Vernünftiges zusammen zu stellen.
Und dann, ein einziger Kerl muss sich abrackern. Logisch, dass sich eine lange Schlange bildet, 
die, je länger die Abfertigung dauert, immer missmutiger wird.
Und dann zeigt er uns noch seinen schrägen Humor, dieser Kellner.
Einem Fahrgast gibt er eine Dose Cola wie gewünscht. Der öffnet diese, die Cola spritzt unmittelbar 
drauflos und der Kellner biegt sich vor Vergnügen. Ich frage mich, ob der Typ die Dose vorher extra 
geschüttelt hat. Aber vor allem frage ich mich, wo ich hier bin.
 
Jo, ich nörgle wieder rum. Aber sorry ihr Franzoskis, tolle Berichte in den Zeitungen über eueren 
sensationellen TGV lancieren, eine Menge Geld kassieren und dann nix liefern.
Das geht nicht, das geht nur wenn man ein Monopol hat. Sauladen.
Am Schluss hat der Lokführer dann noch Mal Gas gegeben und schließlich sind wir mit einer 
neunzigminütigen Verspätung in Lyon angekommen.
Immerhin, für einen Nachtspaziergang hat's noch gereicht.
 
Unser Hotel hat wieder eine ganz gute Lage. Direkt an der Rhône, nur wenige Schritte von der 
Altstadt entfernt, können wir die wichtigsten Ziele zu Fuß erreichen.
Wir sind im Sofitel abgestiegen und das Management hat sich mal etwas ganz Neues ausgedacht. 
Von ihren Betten sind sie dermaßen überzeugt, dass man diese, bei gefallen, gleich kaufen kann. 
Nicht falsch verstehen, nicht genau dasjenige in dem man nachts noch gelegen hat, obwohl das nun 
wirklich der absolute Gag wäre. Aber das gleiche Modell in dem man übernachtet hat, kann man am 
nächsten Morgen bei der Rezeption in Auftrag geben.
Es kommt dann frei Haus, so wie beim Teppichkauf in der Türkei.
Mal sehen was die beim nächsten Mal noch alles im Angebot haben. Die Toilette war eigentlich auch 
nicht schlecht. Vielleicht werde ich mal eine Anregung aussprechen.
Obwohl, wäre das nicht die neue Geschäftsidee? Ein Hotel mit lauter Möbeln und 
Gebrauchsgegenständen vollstopfen, die man alle kaufen kann?
Auf dem Hotelfernseher läuft dann gleich die Verkaufssendung und an der Rezeption erhält niemand 
mehr einen Begrüßungscocktail, sondern den ultimativen Verkaufskatalog. Sofitelessbesteck, 
Sofitelfernseher, Sofitelbettwäsche usw.
Die Übernachtungen sind dann irgendwann umsonst, sofern nur genug Sofitelartikel gekauft werden.
Heike hat in dem Bett übrigens schlecht geschlafen. Aber das muss nicht am Bett liegen, denn sie ist 
ihr Wasserbett gewöhnt und schläft in Hotelbetten immer in den ersten Tagen unruhig.
Das Frühstück wird im 8. Stock, im Panoramarestaurant serviert. Große Fenster erlauben einen 
schönen Blick über Lyon. Die etwas eigenwillige Raumgestaltung ist gewöhnungsbedürftig. Am 
Frühstück gibt es nichts zu meckern. Wir sind sehr zufrieden. 
Nachdem ich mich bestens gesättigt habe, lassen wir uns ein Taxi rufen.
"Musée d'art contemporain, si'l vous plâit," erklären wir dem Fahrer.
Etwa 10 Minuten später liefert er uns dort ab.


 
 

Der Künstler Robert Combas stellt dort hauptsächlich zeitgenössische Bilder aus. Combas wurde in 
Lyon geboren. Seine Bilder sind sehr beeindruckend. Ich bin kein Kunstkenner, sodass ich in der 
Lage wäre die Bilder fachmännisch zu beschreiben. Aber einige davon würde ich auf jeden Fall 
kaufen, hätte ich das nötige Geld übrig. Allerdings sind viele der Bilder so groß, sodass es 
keine Wand in unserem Haus geben würde, um diese aufzuhängen. 
Hauptsächlich in seiner frühen Phase hat Combas alles Mögliche bemalt, das ihm unter die Finger 
gekommen ist. Vom auseinander gefalteten Verpackungskarton bis zur Sperrholz- oder Press-
spanplatte war alles dabei.



Die zahlreichen Räume, in denen seine Bilder hängen, werden alle mit der zu den Bildern passenden 
Musik beschallt.
Das ist prinzipiell ganz gut, doch nach zwei Stunden wird die Musik sehr anstrengend, gelegentlich 
nervig und wir beenden die Besichtigung. 
Wir kennen jetzt den Weg und fahren daher mit dem Bus zurück in unser Wohnviertel.
Es ist fast 13.00 Uhr und wir sind ziemlich hungrig. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Sofitel 
steht Restaurant neben Restaurant. Eines, das “Le Sud“ war am Vorabend voll besetzt mit Franzosen. 
Deshalb haben wir es für heute Mittag auserkoren. Zwei Plätze sind noch frei und nach dem Essen 
steht fest, dass wir ganz gut ausgewählt hatten. 
"Nach dem Essen sollst du rauchen oder einen Spaziergang machen." Oder so ähnlich?
Diesem alten Spruch werden wir gerecht und wandern stundenlang durch die Altstadt. Zahlreiche 
Geschäfte bieten eine schöne Abwechslung. Während in dem ehemals wohlhabenden Viertel, zwischen 
Rhône und Saône, eher die größeren Läden angesiedelt sind, sind es unterhalb der alten Basilika, 
im ärmeren Teil der Altstadt, im Vieux Lyon, die kleineren, ausgefallenen Läden und Kneipen, die 
uns doch mehr faszinieren.
Ein Kleinod haben wir noch entdeckt. Die Eisdiele Terre Adélice. Super leckeres Bioeis, das noch 
das beinhaltet, nach dem es schmeckt. Keine „natürlichen“ Aromen und sonst was.
Ist zwar recht teuer, aber die Boules sind sehr groß und liebevoll in extravaganten Schälchen 
angerichtet.


 
 
Am Nachmittag sind wir dann geschafft. Unsere Füße wollen nicht mehr so recht mitmachen. Also legen 
wir eine kurze Pause im Hotel ein, bevor wir uns schließlich zum Abendessen begeben.
Ein paar Straßenzüge weiter gibt es eine alte Brasserie. Die Brasserie Georges hat ein Restaurant, 
das seit 1836 in Betrieb ist.
In einem riesigen Saal werden hunderte Gäste bedient.
Wir sind früh, wie immer und es ist noch alles leer. Doch bis wir mit unserem Essen fertig sind, 
ist der Saal schon sehr gut gefüllt und als wir gehen, stehen die Leute draußen in langen Reihen.
Die Gäste kommen teilweise mit Bussen, aber das Essen war trotzdem ganz gut. Nun ja, die 
Nachspeise hätte besser sein können, aber jetzt wollen wir mal nicht so kleinlich sein. 
Ob die Qualität noch die Gleiche ist, wenn der Laden randvoll ist?
Ich denke schon, sonst könnte sich das Restaurant nicht seit Jahren behaupten und Lyon, die 
Heimatstadt von Paul Bocuse ist ja bekannt für seine außergewöhnliche Küche.
Mit schlechter Qualität kann man dort nicht lange überleben. 
Wir schlendern noch bei milden Temperaturen, ein wenig an der Rhône entlang. 
Ein paar Alternative haben in alten Kähnen ihr Zuhause errichtet.
Schön sieht das nicht aus, aber wenn alles wie geleckt aussieht, ist es auch langweilig. 
Jedem das Seine, denke ich mir, als ich die Unmengen an Zivilisationsdreck sehe, der sich 
zwischen den Schiffen und der Kaimauer angesammelt hat.
 
Um 22:30 Uhr veranstaltet die Stadt ein Feuerwerk. Wir sind zu müde.
Außerdem haben wir an Silvester vor Madeira eines der schönsten Feuerwerke der Welt erlebt, 
laut Kapitän der AIDA und uns ist es auch so vorgekommen, obwohl wir natürlich keine 
Vergleichsmöglichkeiten besitzen. Da müssen wir uns auf den weit gereisten Kapitän verlassen.
Am nächsten Tag fahren wir schon wieder nach Hause. 
Also ehrlich gesagt.
Eine so kurze Reise lohnt sich überhaupt nicht. Die Zeit ist viel zu knapp bemessen, es sei denn 
man liebt das Fahren mit dem TGV. Da kommt man natürlich, angesichts der großen Verspätungen sehr 
auf seine Kosten. Bei der Rückfahrt waren es dann halt nur 30 Minuten, aber immerhin. Wenn man für 
4 Stunden und 30 Minuten bezahlt und dann 6 Stunden geliefert bekommt, wie dies bei der Hinfahrt der 
Fall war, das ist schon ein toller Service für echte TGV - Freunde.
 
Ja, also jetzt mal noch kurz, was man sich hätte alles anschauen können, mehr Zeit vorausgesetzt:
Das Rathaus von Lyon, das römische Theater, die Kathedrale St. Jean, die Basilika, Jardin Botanique, 
Eglise Notre Dame, Opera Nouvel, der Batholdi Brunnen ..........
Von weitem bzw. von außen haben wir fast alles gesehen.
Wäre der Ärger mit der Bahn nicht gewesen, s'wär sehr schön gewesen.
So war's halt nur schön. Und noch ein letztes: Das Wetter war angenehme 25 Grad warm und bei uns 
war mal wieder Sauwetter im Sommer. Dafür lohnt es sich natürlich auch immer, kurz die Flatter zu 
machen.